Der älteste Aktive: Ein Leben für die Soester Feuerwehr
Überraschungsehrung für Norbert Müller
Als er seinen aktiven Dienst begann, waren die Koteletten breit, die Hosen auch und Franz Beckenbauer noch der "Kaiser". Seit 1975 ist Norbert Müller bei der Soester Feuerwehr. Er hat viel erlebt, aber was am Donnerstagabend geschah, hat er nicht kommen sehen.
Nobert Müller hatte sich am Donnerstag zunächst auf einen ganz normalen Übungsabend mit seinen Feuerwehr-Kameraden eingestellt. Aber daraus wurde nichts. Plötzlich wurde er aus der in Formation stehenden Gruppe nach vorn gebeten: Die gesamte Mannschaft gratulierte ihm nicht nur zu seinem 65. Geburtstag, sondern auch zu der herausragenden Leistung, dass er der älteste aktive Feuerwehrmann im gesamten Stadtgebiet ist.
"Damit habe ich nicht gerechnet, ich bin wirklich gerührt“, sagt er völlig überwältigt. Seit dem 1. November 1975 ist er im aktiven Dienst: Auf die Einsätze angesprochen, die ihm in seiner 44-jährigen Laufbahn besonders im Gedächtnis geblieben sind, weiß er sofort mehrere Antworten: „Vor vielen Jahren gab es in der Nacht auf Karfreitag einen schweren Unfall auf der Autobahn. Drei Menschen starben, eine Familie wurde ausgelöscht. Das war sehr belastend für uns alle“, erinnert er sich.
Auch den Einsatz, als in der Nacht vom 3. auf den 4. Juni 1977 in der Spitze des Soester Patrokli-Doms ein Feuer ausgebrochen war, wird er nie vergessen. Doch es sind nicht nur Tragödien, an die er zurückdenkt: „Einmal wurden wir zur Amtshilfe für die Polizei alarmiert. Nachbarn hatten angeblich einen Einbrecher auf einem Balkon gesehen. Als wir eintrafen empfingen uns schwer bewaffnete Polizisten. Wir stellten Leitern zum Balkon auf. Es stellte sich heraus, dass dort kein Einbrecher wartete, sondern eine junge Dame eine Bekannte mit einem Besuch überraschen wollte und dafür auf den Balkon geklettert war. Die Bekannte war jedoch nicht da und die junge Frau saß auf dem Balkon fest.“
Das Einzige, das sich bei der Feuerwehr in der langen Zeit verändert habe, sei die Technik. „Die wurde natürlich stark weiterentwickelt. Aber was die Kameradschaft und das familiäre Miteinander angeht, ist es immer noch so wunderbar wie früher“, so der 65-Jährige. Seine Art zu erzählen macht spürbar, dass er nicht über ein Hobby, sondern über den Mittelpunkt seines Lebens spricht.
An das Ende seiner aktiven Dienstzeit will er noch gar nicht denken: „Bis 67 darf ich noch. Und die zwei Jahre werde ich natürlich durchziehen – ich bin ja noch fit! Danach wartet die Ehrenabteilung. Der Feuerwehr bleibe ich also erhalten – und sie mir."
Text und Foto: Daniel Schröder, Soester Anzeiger